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Jetzt aber schnell ins Warme!

Anna • Okt. 14, 2021

Serbien und Bosnien

So schön es in Budapest auch war, langsam wurde es wirklich Herbst und darum war unser Plan in den nächsten Tagen mal richtig Strecke zu machen, um schnell ins Warme zu kommen. Bis nach Griechenland wollten wir durchpesen - mit nur kurzen Stopps in den verschiedenen Ländern.

  • Geplant war: 1-2 Wochen und 4 Länder bis Griechenland.
  • Daraus wurde: 2 Monate und 7 Länder bis Griechenland.

Soviel zum Thema ‚Planung einer Reise‘. Aber genau das macht es ja auch so schön, wenn man ohne Zeitlimit reist. Unseren ursprünglichen Plan, schnell unterwegs zu sein, konnten wir immerhin für die ersten beiden (ziemlich kalten) Länder durchziehen: Serbien und Bosnien Herzegowina.

Serbien


Die Einreise nach Serbien war direkt mal ein kleines Abenteuer. Es war schon relativ spät, als wir an die Grenze kamen uns erwartete eine riesige Autoschlange. Das war neu, denn bisher kamen wir eigentlich immer sehr schnell und unspektakulär über die Grenzen. Da standen wir nun also in der Nacht im Regen in einer Autoschlange, die immer ungeduldiger wurde und dieser Ungeduld auch hupenderweise Ausdruck verlieh (siehe Video). War aber eigentlich eine ganz witzige Stimmung und wir nutzten die Zeit für ein bisschen Kontakt mit der Heimat. So gegen halb 1 Uhr morgens kamen wir über die Grenze.

Spät in der Nacht, bzw. eher früh am Morgen kamen wir in der serbischen Hauptstadt Belgrad an. Die kurze Nacht wurde zusammen mit Rusty auf einem ziemlich heruntergekommenen Parkplatz außerhalb der nicht weniger heruntergekommen wirkenden Stadt verbracht, während der Regen unablässig auf unser nicht mehr ganz so dichtes Gefährt einprasselte. So richtig wohl haben wir uns nicht gefühlt, aber egal - erst mal schlafen und morgen ist ein neuer Tag! Auf dem Plan standen eine Free Walking Tour durch die Stadt, irgendwas leckeres landestypisches zu Essen finden und Straßenmusik.

Doch der nächste Tag startete leider nicht wirklich gut. Wir haben erst mal verschlafen und dann festgestellt, dass unsere mobilen Daten in Serbien so gar nicht kostenlos sind. Also kein Internet und nur noch 20 Minuten Zeit, um vom schlammigen Parkplatz - immer noch im Regen - zur Stadtführung zu kommen. Um es positiv auszudrücken: Der Tag konnte eigentlich nur noch besser werden - und das wurde er auch :) Auf den Rädern sind wir – ausgerüstet mit den Instrumenten – in Richtung Stadt gedüst, immer dahin, wo die Menschendichte größer wurde. Und das hat tatsächlich geklappt! Wir kamen rechtzeitig zum Treffpunkt, den wir uns auf den letzten Metern erfragt haben („Do you know where this monument with a man on a horse is?“).

Während der Free Walking Tour wurden wir gut vom Regen und der Kälte abgelenkt und hörten das erste Mal die Geschichte Jugoslawiens und der Jugoslawienkriege – aus Sicht der Serben. Inzwischen haben wir die Geschichte schon sechs mal gehört und jedes Mal gab´s eine andere Variante. Manche Stadtführer waren sich dessen bewusst, dass jedes Land seine eigene, für sich „richtige“ Variante hat - manche aber auch nicht. :D


Nach der Tour wärmten wir uns in der ?-Taverne (siehe Bild, ja die heißt wirklich so!) auf und probierten uns durch die serbische Küche. Der Gang in die Gastwirtschaft war ein bisschen wie eine kleine Zeitreise. Wir betraten einem großen, sehr rustikal ausgestatteten Raum, in dem die Luft mit Rauchschwaden durchzogen war. In Serbien ist es wohl noch ganz normal, in Kneipen zu rauchen. Sowohl Einrichtung als auch Geruch haben ein paar Kindheitserinnerungen an so manche Dorf-Wirtschaft geweckt.

Danach stand Straßenmusik auf dem Plan und wir zogen los in die Innenstadt, während sich die Sonne durch die Wolkendecke gekämpft hatte und es merklich wärmer wurde. Wir platzierten uns – ziemlich aufgeregt, weil neues Land und so gar keine Ahnung wie das hier ankommt – in der Fußgängerzone und legten los… Und es war super! Die Leute haben uns zugelacht, Kinder blieben erstaunt stehen und ein kleines Mädchen begann zu tanzen. Und viele warfen auch etwas in den Gitarrenkoffer. Und zwar irgendwie ausnahmslos Scheine! Da wir in aller Hetze angekommen waren und kein Internet hatten, hatten wir auch keine Ahnung, was das Geld hier so wert ist, aber wir haben uns gefühlt wie die Könige, als wir nach 40 Minuten einen Koffer voller Papiergeld eingesammelt haben. Später haben wir herausgefunden, dass unser riesen Bündel ganze 17,40 € wert war! :D Yeay! Aber egal, ich kam mir trotzdem vor wie der Kopf einer Verbrecherbande, als wir unsere Ausbeute in einem Kaffee in Stapeln sortiert haben.

Bosnien


Auch hier erwies sich der Grenzübergang als spannend. Wir wurden von einem mürrischen Grenzbeamten (G) rausgezogen, der sich unseren Rusty ganz genau mit der Taschenlampe anschaute. Und danach hat er sich den Flo (F) (als Fahrer) ganz genau mit der Taschenlampe angeschaut. G: „Did you take any drugs?“ F: „No.“ G: „You sure? I can check on that, we have a test here! If you took drugs just tell me! The test will catch you anyways! It´s better to confess now!“ F: “Why would you think I take drugs?“ G: „I think everybody takes drugs.“ F: „Well, thats an interesting view.“ Naja ergibt vllt. Sinn, so als Grenzbeamter. Aber Flos Reaktion hat ihn wohl irgendwie nachdenklich gestimmt, zumindest ließ er uns nach diesem Gespräch ungetestet passieren. Nach der Grenze haben wir ziemlich schnell bemerkt: Bosnien ist ein einziges – schlecht erschlossenes – Gebirge: Hammer Landschaft und abenteuerliche Straßen. Auf der Walking Tour durch Sarajevo gab’s diesmal die bosnische Variante der jugoslawischen Geschichte mit einem Guide, der so gar nichts von Serben hielt. Während der Tour durften wir uns durch einheimische Leckeren probieren und haben gelernt wir man in Bosnien richtig einen bosnischen Kaffee trinkt. Immer mit dem Zuckerwürfel in den Kaffee tunken und dann abbeißen. Interessant und sehr lecker! Wie schon in Belgrad haben wir uns danach unser Mittagessen mit Straßenmusik verdient (Die geringere Ausbeute im Vergleich zu mitteleuropäischen Ländern wird zum Glück ganz wunderbar durch die örtlichen Preise ausgeglichen).

Da uns immer noch arschkalt war, zog es uns schnell weiter in den Süden und wir machten uns wieder „on the road“, bzw. eher „on the Feldweg“. Nach einer abenteuerlichen Sackgasse im Nirgendwo mit ebenso abenteuerlichem Wendemanöver galt ab jetzt die Regel: In Bosnien nur die gelben, breiten Straßen von Google Maps befahren, die weißen Linien sind nicht selten einspurige Feldwege – wenn überhaupt! Dennoch: Die Ruckelpisten wurden durch wahnsinnig schöne Aussichten belohnt. So schön, dass wir beschlossen, trotz Kälte in den Bergen zu übernachten, um das Bergpanorama am nächsten Tag im Morgengrauen noch besser bewundern zu können. Die Aussicht am nächsten Tag war tatsächlich der Hammer, aber der Preis dafür auch hoch. Dank der nächtlichen Eiseskälte taten wir kaum ein Auge zu. Aber egal, wir fuhren glücklich (ich mit einem frischen Kaffee auf dem Beifahrersitz, Flo mit guter Musik hinter dem Lenkrad) durch Schafherden und Serpentinen ins warme Kroatien ein. Und dort kam dann alles anders als geplant mit unserem „kurzen“ Aufenthalt... Aber das ist eine andere Geschichte!

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