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The Shanty Town of the Dubrovnik Buskers

Flo • Okt. 24, 2021

Morgen reisen wir aber dann wirklich weiter..!

...war schon fast unser Mantra während der Zeit in Dubrovnik, Kroatien (für alle Fans: Ja, die Stadt mit der monumentalen Burg aus Game of Thrones – was wir als nicht-Kenner der Serie (auch das gibts) aber auch erst vor Ort festgestellt haben :D)


Angefangen hat es damit, dass wir unseren Rusty "nur mal für eine Nacht" an einem unscheinbaren Parkplatz an der Küste abgestellt haben. Nebendran ein gelbes Postauto, nichts besonderes. Zwei Touristen, die zu dem Postauto gehören und merkwürdigerweise – anders als das deutsche Nummernschild vermuten ließe – englisch miteinander sprechen. Soweit auch noch nichts außergewöhnliches, aber cool, dass das Postauto beim Öffnen der Türen erkennen lässt, dass es eigentlich ein aufs feinste ausgebautes Roadtrip-Mobil ist. Man kommt ins Gespräch, und wir stellen fest, dass es sich bei dem unscheinbaren Pärchen um ein Musiker-Duo handelt, die zusammen bereits seit über fünf Jahren die Welt bereisen und von der Straßenmusik leben!

Das ist natürlich schon mal eine ganz andere Nummer!

So viel Gemeinsamkeit ist dermaßen außergewöhnlich, finden wir, dass wir beschließen, nach unseren jeweiligen Straßenmusik-Auftritten in der Altstadt am Abend noch ein Bierchen zusammen zu trinken und uns auszutauschen, über unser Dasein als Straßenkünstler.

Das Set in Dubrovnik bleibt ein Kurzes, weil wir – zum ersten Mal auf unserer Reise und anders als die beiden anderen Musiker, die scheinbar vor uns einen günstigeren Platz gewählt hatten – von der Polizei gebeten werden, unseren Platz aufzugeben. (Nichtsdestotrotz: Den Passagieren im Hafen haltender Kreuzfahrtschiffe sei Dank dennoch recht einträgliche 20 Minuten :D)

Und so kommen wir am Abend mit Mark und Steffi zusammen, stellen fest, dass wir den gleichen Musikgeschmack teilen, dürfen ihre Kochnische mitbenutzen und weil es draußen so windet, rutschen wir auf dem Bettsofa drinnen im kleinen Postauto zusammen und genießen kroatisches Bier aus überdimensional großen 2L-Flaschen (die man gemeinsam leertrinken muss, damit nichts schal wird ;)

Bis es draußen an der Tür klopft, und Jonathan, gerade angekommener Fahrradreisender mit – wie sich später noch herausstellt - beeindruckenden Plänen und ebenfalls Straßenmusikant auf Tour, als 5. Mann im Bunde Schutz vor dem Wind sucht in dem kleinen Gefährt.

So viel Schicksal kann kein Zufall sein und wir beschließen, am nächsten Tag zusammen ein Joint-Venture-Konzert auf dem Bootskai in der Sonne zu veranstalten, bei dem jeder sein Können zum Besten gibt: Mark und Steffi mit ihren außergewöhnlichen Instrumenten, den Chapmansticks, wir mit unserer bewährten Haltmakurz-Combo und Jonathan stilgerecht auf dem vermutlich einzig angemessenen (und größenmäßig passenden) Instrument für eine Fahrradtour: der Ukulele.

So viel Spaß macht das gemeinsame Musizieren, dass wir beschließen, am Abend zusammen zu kochen und doch noch einen Tag länger zu bleiben.

Am nächsten Tag geht es erst einmal eine Runde Dumpster-Diving (oder auch: Containern, also die Hinterhöfe von Supermärkten nach einwandfreien, aber entsorgten Lebensmitteln durchsuchen) und im Laufe des Tages stößt ein weiterer VW-Bus zu dem mittlerweile kleinen Shanty-Town-Camp am Ufer: Felix, der auf der Suche nach einer Familiengeschichte in Kroatien unterwegs ist.

Das unentwegte Jammen und so viel musikalisches Talent und Begeisterung auf einem Haufen bleiben natürlich nicht unbemerkt, und es dauert nicht lange, bis die einheimischen Ansässigen auf uns aufmerksam werden.

Sie bieten uns Nachspeisen an, schenken uns Wein und Whiskey und bitten uns, ihnen am nächsten Tag etwas zum Besten zu geben. Schnell ist die Entscheidung getroffen, einen weiteren Abend zu bleiben und dann doch erst am nächsten Tag zu fahren.

So bleibt genügend Zeit, bei mittlerweile deutlich besserem, wärmeren und windstillem Wetter im Meer baden zu gehen, die Stranddusche vor Ort ausgiebig in Anspruch zu nehmen, unsere Skills im Stabbing-Game zu verfeinern und unsere Wasserkanister in einer akrobatischen Meisterleistung wieder bis zum Rand aufzufüllen.

Der Gang zur Toilette (für den wir bisher recht langwierige Spaziergänge in die Stadt gemacht hatten) wird durch ein ursprünglich durch den Wind umgeworfenes, aber durch uns wieder instand gesetztes Dixiklo deutlich erleichtert – schlicht: uns fehlt es an gar nichts und unser improvisiertes Shanty-Town-Camp wächst mit jedem Tag. Abends gibt es selbstgemachtes Sushi und bis tief in die Nacht hinein werden Lieder gesungen, ausgelassen getanzt und tiefe Gespräche geführt. Vorallem zwischen Steffi und Anna entwickelt sich eine großartige Freundschaft, weil sie sich in vielem so ähnlich sind, dass die Gemeinsamkeiten schon beinahe unheimlich sind.

Die Stimmung ist so gemütlich, dass wir beschließen noch einen weiteren Tag zu bleiben. Und dann noch einen. Mit unseren kroatischen Nachbarn, die sich jeden Tag am Strand zum Kartenspielen treffen, verstehen wir uns hervorragend und das Wetter könnte urlaubsreifer nicht sein – und das Ende Oktober!

Allerdings gibt es wohl überall auf der Welt schwarze Schafe, und zu unserer Überraschung und unter Entrüstung unserer einheimischen Freunde werden wir am darauffolgenden Morgen (gerade als wir beschließen wollten, nun noch einmal wirklich einen letzten schönen gemeinsamen Abschlussabend miteinander zu verbringen) von der Polizei gebeten, den Parkplatz (der für uns längst seine Funktion als solcher verloren hatte) zu verlassen. Zurecht, ist es ja tatsächlich ein öffentlicher Parkplatz. Das Bedauern unserer heimischen Gastgeber aber sitzt tief und sie schenken uns übriges Lammfleisch als Wiedergutmachung für unsere erzwungene Abreise.


So ganz ohne Abschlussabend – das geht ja nicht, beschließen wir! Und wir haben Glück im Unglück – ein paar hundert Meter die Straße hoch befindet sich ein Campingplatz mit leeren Stellplätzen, der zum Ende der Saison kostenlos genutzt werden kann.

Fast noch gemütlicher als das offene Ufer am Meer verbringen wir erneut einen Abend mit vielen Trinkspielen und angeregten Diskussionen und wären dann wirklich abgefahren... hätten wir nicht am nächsten Tag auf dem Weg zur Toilette Diana & Alex getroffen – einen Frankfurter und eine Kölnerin, wie sich schnell herausstellt. Annas Liebe zu der Stadt am Rhein ist sofort geweckt und weil die beiden so sympathisch sind, beschließen wir – wie könnte es auch anders sein – erneut zu bleiben. Immerhin muss ja auch noch unsere Weiterfahrt geplant werden – denn mobile Daten haben wir vorerst nur in Kroatien (Montenegro, Albanien und Mazedonien sind leider nicht in unserem Handytarif enthalten).

So ergibt sich ein weiterer Abend, bei dem neue Kontakte geknüpft, hitzig diskutiert und noch mehr Karten- und Trinkspiele gespielt werden.

Der nächste Morgen ist dann aber wirklich der Letzte – zumindest für Mark und Steffi. Ihnen drängt die Fahrt nach Norden, und das Ziel, für ein Familientreffen rechtzeitig in Deutschland zu sein. Wir wollten ja eigentlich auch los, aber zum Planen waren wir am Tag vorher nicht gekommen und dann fällt uns ein: die Wäsche muss ja auch noch gemacht werden. Ein wirklich guter Vorwand, noch mehr Zeit in unserem Lieblingscamp zu verbringen. Außerdem soll an diesem Abend gegrillt werden - hervorragend! Wir bleiben also noch einen Abend mit Alex, Diana und Felix, wobei sich der Abend für mich und Alex eher zu einem Morgen entwickelt (wie sehr man sich doch in guten Gesprächen verlieren kann...)

Und täglich grüßt das Murmeltier – auch am kommenden Tag (dem Achten seit unserer Ankunft!) die Prämisse: Heute wollten wir ja eigentlich los, aber die Wäsche ist noch nicht so richtig trocken und aufgrund der voherigen Nacht haben wir alle so lange geschlafen, dass es sich eh nicht richtig lohnt, noch vor Einbruch der Dunkelheit (die kommt mittlerweile schon echt früh, ist es ja schon fast November!) zu fahren. Felix ist als einziger aufbruchsmotiviert (und fitter als der Rest) und schafft den Absprung aus dem Camp - da waren es nur noch Vier. Aber weil es SO schön ist, und wir Diana & Alex nun mittlerweile wirklich vollständig ins Herz geschlossen haben, verbringen einen weiteren, nun wirklich letzten Abend mit den beiden, mit denen wir uns so gut verstehen, dass wir nicht nur gemeinsam Tannenbäume auf die Straße malen, sondern auch direkt Pläne schmieden, uns im Winter auf Kreta wieder zu treffen...


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