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Winter in Griechenland

Anna • Feb. 10, 2022

Geht nach Kreta, haben sie gesagt! Da ist es warm, haben sie gesagt!

Wenn man über ein Jahr unterwegs ist, dann sollte man zumindest grob planen, wo man den Winter verbringen möchte, so ganz ohne Heizung. Unsere Wahl war relativ klar: Kreta - Einer der südlichsten Punkte Europas! Wärmer kann es ja dann kaum noch sein. Wie der Plan aufgegangen ist? Hier kommt die Antwort:


Schon bevor wir auf der Insel ankamen, wurde das Wetter auf dem griechischen Festland Anfang/Mitte Dezember merklich anders als erwartet. Die Temperaturen waren noch ganz angenehm, nur Regen und Wind nahmen deutlich zu. "Ja natürlich regnets bei euch viel, Griechenland hat doch ein Winterregenklima!" war der erste Kommentar von Flos Papa, dem Erdkundelehrer. Aha, Winterregenklima. Hätten wir uns mal früher mit ihm unterhalten. Natürlich war uns bewusst, dass wir innerhalb Europas keinen 30-Grad-Winter erleben würden. Auch mit 20 Grad hatten wir nicht unbedingt gerechnet. Dass wir den Großteil der Zeit allerdings bei einstelligen Temperaturen verbringen werden, das hat uns aber dann doch überrascht. Und nicht nur uns. Überall hörten wir von Einheimischen oder anderen Reisenden, dass es auf Kreta im Dezember eigentlich um diese Zeit wärmer wäre. Na danke, das bringt uns gerade auch nicht wirklich viel.

Dennoch ist uns dieser Winter in keiner Weise in negativer Erinnerung geblieben. Wir haben schon öfter mal gefroren und uns – dick eingemummelt in Schlafsack + mehreren Decken – in unseren Rusty gekuschelt. Auch sowas gehört ja zu so einer Reise dazu. Wenn wir mal Landstrom hatten, haben wir den Bus mit unserem 12 Euro Heizlüfter auf angenehme Termperaturen gebracht (wie zum Beispiel an Weihnachten), allerdings war das ziemlich selten der Fall - und ansonsten gings halt immer der wärmsten Wetter-Vorhersage* hinterher.


In den ersten Wochen des Winters erlebten wir ein bisschen ein Winter-Tief. Unser Bus ist echt klein für 2 Personen, nach draußen setzen ging nicht und der ständige Regen hat eine gewisse Trübe mit sich gebracht. Dazu kam der Jahreswechsel mit ein bisschen Melacholie und das Vermissen unserer Freunde und Familie. Nicht nur uns ging es so - das Interessante war, dass die meisten Reisenden, die wir trafen, von ähnlichen Zuständen und Stimmungen zum Jahreswechsel berichteten (eben die klassischen Januar-Depressionen). Mit der Zeit hatten wir uns mit dem für Kreta untypischen kalten Winter aber abgefunden und freuten uns über jeden Sonnentag, den es gab.


Und genau dann kam der richtige Wintereinbruch. :D


Die Temperaturen sind in den Keller gerutscht und die Hagel- und Sturm-Tage nahmen deutlich zu. War ja klar! Da fahren wir einmal im Leben im Winter nach Griechenland und stauben direkt mal den krassesten Winter seit angeblich 15 Jahren ab. Auch auf Kreta gab es da Minusgrade und damit verbunden: Tatsächlich Schnee!! Und zwar so viel, dass Griechen allen Alters begeistert nach draußen strömten, um Schneemänner zu bauen und Schneeballschlachten am Straßenrand zu veranstalten.


Eigentlich hätte das unserer Reisemotivation ein Ende setzen können - aber man könnte sagen, dass die noch kälteren Temperaturen die Situation skurriler Weise eigentlich verbessert hat. Frei nach dem Motto: "Wenn schon scheiße, dann mit Schwung!", hatte es etwas sehr Einzigartiges, auf Kreta einen Schneemann zu bauen, denn das kann wirklich nicht jeder von sich behaupten. WIr genossen also eines der ungewöhnlichsten Wetterphänomene am südlichsten Punkt Europas und unser kalter Freund ist dann auch noch ein Stückchen mit uns mit gefahren (siehe Video).


*Wetter-Horoskop - ist schließlich eine gebirgige Insel.

Nach den kalten Tagen wurde es für kurze Zeit deutlich wärmer, bevor uns dann die nächste Laune der Natur ins Haus stand: Eine Sturm-Periode Marke Orkan-Böen. Danke Petrus! Nachdem für einige Tage immer wieder mal mehr oder weniger starker Wind angesagt war, schickte uns der Wettergott eine über 20 Stunden andauernde Sturmphase, die uns 90 km/h schnellen Wind um die Ohren (oder besser um die Busse) haute und uns die ganze Nacht wach hielt (es ist unfassbar laut in einem Fahrzeug bei Wind). Diese Windstärken hielten an von 14 Uhr am Vortag bis 12 Uhr Mittags am nächsten Tag. Die meiste Zeit davon saßen wir – gemeinsam mit anderen Reisenden, die ebenfalls in dieser Lage gefangen waren – in einem großen Wohnmobil und versuchten Filme zu schauen, was aufgrund der Lautstärke draußen allerdings kaum möglich war. Deshalb zogen wir am späteren Abend in einen kleineren Van um und beschlossen, das Beste aus der Situation zu machen und einfach bei jeder besonders großen Windböe einen Raki zu trinken. Was half - wir haben dann doch noch ganz gut geschlafen in der Nacht. ;)

Danach wurde das Wetter ein bisschen stabiler (und zumindest wärmer) und Mitte Februar war dann auch endlich der Frühling auf die Insel eingekehrt. Und ich finde, den hatten wir uns auch verdient!

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