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Schlaglicht: Das mit der Wäsche

Flo • Mai 25, 2021

Man hat den Eindruck, sowas bleibt bei spannenden Abenteuerreportagen gerne mal auf der Strecke, aber es gibt sie doch: Die unangenehmen, langweiligen, unschönen Schattenseiten des Bus-Alltags.


Ein Schlaglicht.


Der erste Freitag in Kopenhagen war so ein Tag. Eingeleitet wurde er schon in der Nacht zuvor: Gleich zweimal hintereinander versagte die Technik der Räder, mit denen wir normalerweise vom Bus in die Innenstadt und wieder zurück fahren, auf dem Heimweg – weswegen wir die (mit dem Fahrrad wären es knapp 40-minütige) Wegstrecke todmüde zu Fuß zurückgelegt haben. Für den kalten, knapp 2-stündigen Nachtspaziergang durchs Kopenhagener Industrieviertel hatten wir da nur noch wenig übrig.


Am nächsten Tag war dann der unspektakuläre Plan: Wäsche waschen.


Also: Erstmal Waschsalon ausfindig machen, dann den großen Reiserucksack aus der Dachbox zerren und die Schmutzwäsche umpacken, ne halbe-dreiviertel Stunde hinlaufen, unterwegs erst mal Waschmittel kaufen (was heißt noch mal „Weichspüler“ auf dänisch? Der soll nämlich vorsichtshalber besser nicht im Waschmittel enthalten sein…) und stundenlang in dem runtergekommenen Laden geschätzt 50 Jahre alten Maschinen beim Waschen zugucken. Und hoffen, dass das Lieblings-Tshirt im ebenso alten Trockner danach nicht eingeht.


So ganz trocken wurden unsere Socken und Tshirts nicht, aber die 70-80 Kronen (entspricht ca 8-10€) für eine Waschmaschine und einen Trockner haben die Automaten trotzdem gerne gefressen :D Zum Glück hatten wir noch ne Menge Kleingeld von unserer Straßenmusik-Session am Vortag übrig.

Die Wäsche-Zeit hätten wir gerne genutzt, um parallel vielleicht ein paar Blog-Einträge zu verfassen – oder wenigstens die leeren Laptop-Batterien zu laden. Aber keine Steckdose weit und breit in dem Laden. Ich hab mich deshalb los gemacht, auf die Suche nach einem kleinen Cafe. Gab nur keins in der Nähe, in diesem ausgestorben-baufälligen Wohnblock-Viertel, abgesehen von einer dubios-suspekten, wenig einladenden Shisha-Bar.


Aber war ja nix anderes da, also rein dort und nett gefragt, ob ich nicht die Zeit, in der ich mit nem kleinen Getränk auf Anna warten wollte, ein bisschen Strom und Internet haben kann. Steckdosen gabs hier reichlich, und für die restlichen Gäste vor ihren PCs galt wohl auch das WiFi-Schild an der Tür. Irgendwie muss man mir allerdings wohl angemerkt haben, dass ich mich unwohl fühle – denn dementsprechend wenig Sympathie schlug mir nämlich auch von der Bedienung entgegen.


Auf dem Platz, auf den ich geschickt wurde, am weitesten weg von der Theke, direkt neben der Tür und mit einer losen, unfunktionalen Steckdose, hätte ich zwar nichts laden können, aber für meinen 5€-Eistee wenigstens ein bisschen mit dem Handy im Cafe-WLAN surfen können (Mobile Daten waren alle). Aber, um mir noch mal nachdrücklich mit allen Mitteln zu signalisieren, dass ich mit meinen zwei Laptops in dem Laden hier maximal unwillkommen bin – wurde mir, (nachdem ich mir erlaubt hatte, das rigoros-bewusste Ignorieren doch noch mal mit einer Nachfrage zu stören) in knappen Sätzen zu verstehen gegeben, dass es wohl auch kein WiFi-Passwort für mich gibt. Das wäre dann wohl der Moment gewesen, doch lieber wieder zurück in den Waschsalon zu ziehen, also ausgetrunken und nix wie raus. Wenn sich dann nicht rausgestellt hätte, dass man ausgerechnet hier, anders als bei jedem noch so kleinen Straßen-Imbiss, weder mit Karte, noch mit Euro-Münzen zahlen konnte – das einzige was mein Geldbeutel hergegeben hätte.


Es folgten die unangenehmsten 40 Minuten untätigen Ausharrens als unwillkommener Gast in einer fremdartigen. Tabakrauch-geschwängerten Straßeneck-Abstiege, bis Anna mich endlich mit dem Waschsalon-Kleingeld aus meiner misslichen Lage erlösen konnte. Zum Glück brachte sie mich gleich auf andere Gedanken, denn:


Die Wäsche war noch feucht und der Trockner hatte ohne Reaktion das restliche Kleingeld gefressen.

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